In der Aktuellen Debatte um Internet-Zensur wird ja immer mal wieder vorgebracht wie schwierig es doch sei illegale Inhalte von ausländischen (oder auch inländischen) Servern zu entfernen. Das liest sich jedes mal so, als ob man da überhaupt nichts machen könne.
Als TOR-Server Betreiber (mit fester IP) habe ich ja schon einige Erfahrung mit sog. Abuse-Meldungen. Das sind Nachrichten, die man als Betreiber bekommt wenn über sein Netzwerk „böse“ Sachen gemacht werden. Für nur 48h hatte ich einen TOR-Exit-Node so konfiguriert, dass nur ein paar Ports gesperrt waren – nicht defenierte oder kaum gebräuchliche Ports waren offen. Nachher habe ich das wieder umgekehrt und lies nur noch spezielle Ports zu.
Während dieser 48h erreichte mich eine FLUT von Abuse-Meldungen mit teilweise haarsträubenden Drohungen. Allesamt kamen diese aus dem Kreise der sog. Content-MAFIAA, also den Vertretern der Unterhaltungsindustrie. Sie bezogen sich alle auf angebliche Bittorrent-Verbreitungen ihrer Werke über meinen Server.
Um da mal ein Beispiel hier zu bringen:
Entertainment Software Association 575 7th Street, NW, Suite 300 Washington, DC 20004 USA Aufmerksamkeit: Intellectual Property Enforcement Telefon: 202-223-xxxx E-mail: mailto:esa@copyright-compliance.com?XXX(...) 14 May 2009 07:XX:XX GMT ISP: [mein ISP] ESA Aktenzeichen: [CASE ID] IP Address: [IP ADDRESS] Datum de verletzt: 14 May 2009 06:XX:XX GMT Sehr geehrte Damen und Herren, Die Firma Entertainment Software Association ("ESA") ist ein Wirtschaftsverband, der die Interessen von zahlreichen Firmen hinsichtlich deren Geistigen Eigentums in den Vereinigten Staaten, Deutschland und anderen Staaten (die sog. ESA-Mitglieder) vertritt. (...) ESA wendet sich mit diesem Schreiben an Sie, (..) dass auf ihrem Netzwerk oder System Material vorhanden ist, das die exklusiven Urheberrechte oder sonstigen geistigen Schutzrechte von einem oder mehrerer ESA-Mitglieder verletzt. (...) Basierend auf der uns am 14 May 2009 06:XX:XX GMT zugänglich gemachten Information verletzt nach unserer Auffassung die Internetseite 88.198.XX.X die Rechte (...) Title: XXXXXXXXX Notice ID: 9484XXXX Infringement Source: BitTorrent Infringement Timestamp: 14 May 2009 06:XX:XX GMT Infringement Last Documented: 14 May 2009 06:XX:XX GMT Infringer Username: Infringing Filename: HitmanXXXXXXXXXXx.iso Infringing Filesize: 185XXXX584 Infringer IP Address: 88.198.XX.X Infringer DNS Name: tor-proxy.va6.de Infringer Port ID: 41778 (...) verlangt ESA hiermit 1. Unterrichtung des "Account-Holders" über die von ihm eingestellten / angebotenen Fälschungen; 2. Entfernung bzw. Unzugänglichmachung (..) 3. Einleitung angemessener Maßnahmen gegen den "Account-Holder" entsprechend ihrer internen Nutzungsbedingungen, einschließlich der Kündigung im Fall einer wiederholten Verletzung. Bitte teilen Sie uns mit, ob Sie, (..) entfernen bzw. unzugänglich machen werden. Hochachtungsvoll Intellectual Property Enforcement Entertainment Software Association
Ich habe da ein paar Details unkenntlich gemacht.
Wichtig zu zeigen ist mir hier, dass zwischen dem Ereignis und der Benachrichtigung nicht mal eine Stunde vergangen war. Natürlich habe ich denen meine Standard-TOR-Proxy-Antwort geschickt und dann nichts mehr von denen gehört.
Doch es macht deutlich, dass diese MAFIAA erhebliche Investitionen getätigt haben um ihre Pfründe zu sichern. Dieses System muss eine entsprechende Größe aufweisen, damit man auf meinen lächerlichen Beitrag von 4mb/sec im TOR-Netz aufmerksam wird.
Jetzt frage ich mich: warum geht das mit KiPo nicht? Die Aufmerksamkeit der ISPs und Server-Betreiber würde erheblich gesteigert und das Zeug wäre binnen kurzer Zeit vom Server endgültig verschwunden. Und dem Kunden wäre gekündigt bzw. sein Zugang gesperrt. Aber nein, unsere Behörden scheinen unfähig zu sein dies durch zu führen – und wollen lieber Sperren als löschen.
Abgesehen davon sind Meldungen wie solche von oben an TOR-Server Betreiber natürlich ein guter Witz. Selbstverständlich kündige ich hiermit allen meinen TOR-Kunden!1elf!!!